
Landeskonferenz der (post-)migrantischen Organisationen in Baden-Württemberg:
„Vernetzen, stärken, gestalten: Migrantenorganisationen als Zukunftsakteure"
Sie standen auf dem Podium
Vera Sompon und Sami Aras, Sprecher*innen des Landesverbandes LpMO-BW e.V.
Reem Alabali-Radovan, Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration (per Video)
Dr. Birgit Locher-Finke, Leiterin der Abteilung 4 – Integration, Europa des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration
Vorstand LAKA- Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen BW, (angefragt – per Video)
Migrantenorganisationen als zentrale Akteure einer Migrationsgesellschaft
Inputs und Gespräch mit:
Dr. Elizabeth Beloe, Vorsitzende des Bundesverband Netzwerke von
Migrantenorganisationen (NeMO) e. V.
Senior Prof. Dr. Ludger Pries, Ruhr-Universität Bochum
Dr. Rachid L’Aoufir, Afrikanisch-Deutsche Arbeitsgemeinschaft e. V.
Manne Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg
Der Saal ist groß und hell. Am Eingang werden wir von meisterhaft interpretierten Akkorden begrüßt und ich bin angenehm überrascht, dass die Interpretation unserer Kollegin Luminitza Petre gehört.
Es ist seit Jahren bekannt, dass sowohl die Stadt Stuttgart als auch das gesamte Bundesland Baden-Württemberg einen hohen Anteil an Migranten in der Bevölkerung haben. Wir treffen sie überall. Auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmittel, im Pflege-, Reinigungs-, Dienstleistungssektor, in Fabriken, auf dem Feld, ... aber auch in Arztpraxen, in IT-Büros oder in der Verwaltung, mit oder ohne Führungsfunktion. Einige schaffen es, durchzukommen, andere sind mit rassistischen, antifeministischen Einflüssen usw. konfrontiert. Und doch ruht die deutsche Wirtschaft immer mehr auf den Schultern von immer mehr Menschen mit einer Migrationsbiographie. Es gibt Italiener, Türken und Griechen in der dritten Generation, aber auch Spanier, Franzosen, Rumänen, Bulgaren, Menschen aus lateinamerikanischen Ländern, Ukrainer, Afrikaner, Menschen aus den Ländern der russischen Föderation, Moldauer, Serben, Rumänen usw.
40 % der Bevölkerung Stuttgarts, Tendenz steigend.
In diesem Sinne sind (Post-)Migrantenvereine sehr willkommen, die einen Teil der Verwaltungsarbeit im Integrationsraum übernehmen. Die Unterstützung durch den Staat ist jedoch nicht sehr sichtbar, eher nicht vorhanden.
Im Saal tummeln sich Menschen unterschiedlichen Alters, jung oder mit gebleichten Schläfen. Einige engagieren sich seit Jahrzehnten in der Vereinsarbeit, andere sind Erstsemester. Alle sind selbstbewusst und sind überzeugt, dass die Möglichkeit der gegenseitigen Unterstützung größer ist, wenn mehr Menschen sich engagieren. Da ist die Kraft des gegenseitigen Verständnisses größer, man unterstützt sich bei der Übersetzung von Dokumenten bis hin zur Beratung für ein neues Leben, bei Sprachkursen, in der Wahl der Kindertagesstätten, eine Wohnung oder einen Job zu finden. (Post-)Migrantenorganisationen sind wie kleine Welcome-Center für ihre eigenen Communitys.
Menschen helfen einander. Diejenigen, die schwierige Zeiten durchgemacht haben, wissen, was es bedeutet, bei Bedarf eine ausgestreckte Hand zu erhalten und durch die Zeit haben sie Erfahrung und Wissen erworben.
Migrant*innen sind eine starke Macht in Baden-Württemberg. Ihre Stimme muss gehört werden. Rassismus und Antidemokratie müssen zerstört werden. Und wenn die Politik angesichts der Bedeutung dieses Prozentsatzes für die Wirtschaft nichts hört oder vorgibt, nichts zu hören, dann ist es an der Zeit, dass Migrant*innen selbst zu Politker*innen werden, um mit ihrer Abstimmung zumindest Einfluss auf die demokratischen Vorschläge nehmen zu können.
Migrant*innen verdienen Respekt und Unterstützung.
In jedem Wald gibt es Trockenholz, doch Gemeinschaften können das erkennen und darauf reagieren.
Jeder bringt sein eigenes Gepäck an Mentalität und Bildung, Sprache, Kultur mit.
Wir sind Europäer. Demokratie ist die Grundlage europäischer Staaten. Jeder von uns muss es verteidigen und stärken und im gegenseitigem Respekt.
4 parallellaufende Workshops haben stadgefunden:
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1. (Post-)migrantische Organisationen als Akteure in der Sozialen Arbeit
2. (Post-)migrantische Organisationen als Mitgestalter einer demokratischen Gesellschaft
3. (Post-)migrantische Organisationen als zentrale Akteure der Mehrsprachigkeit
4. Open World Café: Neue Ideen für (post-)migrantische Vereine
Bilder von der Konferenz